Mithaftung trotz grüner Ampel?

Mithaftung trotz grüner Ampel

Das Urteil des OLG Saarbrücken (Az. 4 U 291/22) ist ein wichtiger Leitfall für Unfälle im Kreuzungsbereich. Es stellt klar: Wer bei Grün in eine Kreuzung einfährt, darf nicht automatisch auf eine freie Durchfahrt vertrauen. Es kann eine Mithaftung in Betracht kommen. Besonders dann nicht, wenn die Sicht durch ein anderes Fahrzeug – etwa einen abbiegenden Lkw – eingeschränkt ist.

Das Gericht präzisiert damit die Rechtslage. Es legt zentrale Grundsätze für das Einfahren in Kreuzungen bei unklarer Verkehrssituation fest.


1. Grün bedeutet nicht automatisch freie Fahrt

Eine grüne Ampel erlaubt die Einfahrt in die Kreuzung. Doch sie bedeutet nicht, dass der Weg immer frei ist. Nachzügler aus einer vorherigen Grünphase oder Sichtbehinderungen können die Lage unübersichtlich machen.

Das OLG betont: Die Ampelfarbe allein ist kein Freibrief. Entscheidend ist die tatsächliche Verkehrssituation. Jeder Fahrer muss prüfen, ob eine sichere Durchfahrt möglich ist.


2. Sichtbehinderung erhöht die Sorgfaltspflicht und führt zur Mithaftung

Wird die Sicht auf den Kreuzungsbereich durch einen Lkw oder ein anderes großes Fahrzeug verdeckt, ist höchste Vorsicht geboten.

Ein Fahrer darf sich in solchen Situationen nicht nur auf die grüne Ampel verlassen. Er muss langsam in die Kreuzung einfahren und bremsbereit bleiben. Nur so kann er sicherstellen, dass sich keine anderen Fahrzeuge im Kreuzungsbereich befinden.


3. Nachzügler haben Vorrang

Fahrzeuge, die sich bereits in der Kreuzung befinden, haben Vorrang – auch wenn ihre Grünphase abgelaufen ist.

Ein Fahrer, der neu in die Kreuzung einfährt, muss dies beachten. Die Straßenverkehrsordnung (§ 1 Abs. 2 StVO) verlangt, dass kein Verkehrsteilnehmer durch unvorsichtiges Verhalten gefährdet wird.

Das bedeutet: Eine Kreuzung ist nicht automatisch frei, nur weil die Ampel grün zeigt. Es kann immer noch Verkehrsteilnehmer geben, die den Bereich verlassen müssen.


4. Mithaftung trotz Vorfahrtsrecht

Das OLG Saarbrücken stellte klar: Wer trotz Sichtbehinderung und ohne ausreichende Prüfung der Verkehrslage einfährt, kann eine Mitschuld tragen.

Im konkreten Fall hatte die Beklagte den Unfall durch ein riskantes Fahrmanöver verursacht. Doch auch der Kläger wurde nicht vollständig von der Haftung befreit. Das Gericht entschied, dass er fahrlässig handelte. Er hätte die Verkehrssituation besser prüfen müssen, bevor er die Kreuzung befuhr.

Das Urteil führte zu einer Haftungsverteilung von 1/3 zu 2/3 zulasten der Beklagten. Es zeigt, dass Gerichte Verkehrsunfälle individuell bewerten und nicht automatisch eine Alleinhaftung annehmen.


Fazit: Wichtige Handlungsempfehlungen für Autofahrer

Das Urteil des OLG Saarbrücken (Az. 4 U 291/22) zeigt: Eine grüne Ampel entbindet nicht von der Pflicht zur vorausschauenden Fahrweise.

Was bedeutet das für Autofahrer?

Besondere Vorsicht bei eingeschränkter Sicht: Ist die Kreuzung nicht einsehbar, darf nicht ungebremst eingefahren werden.
Defensive Fahrweise: In unklaren Situationen muss mit Nachzüglern gerechnet werden.
Rücksicht auf bereits in der Kreuzung befindliche Fahrzeuge: Sie haben Vorrang.
Mithaftung vermeiden: Wer sich nicht an diese Grundsätze hält, riskiert eine Mitschuld – auch bei Grün.


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